„Mehr Windkraft bedeutet günstigeren Strom“: Michael Sterner sprach im VAZ

Prof. Dr. Michael Sterner (2.v.re.) mit (v.li.) 3. Bürgermeister Sebastian Bösl, Landtagskandidat Peter Wein, Ortsvorsitzender Kerstin von Brincken, Stadtrat Hans Deml und Stadt- und Kreisrat Michael Hitzek.

11. März 2023

„Wind- und Solarkraft sind die bayerischen Energiequellen mit dem größten Potenzial, den geringsten Kosten und dem geringsten Flächenverbrauch“, sagt Prof. Dr. Michael Sterner. Mehr Windkraft bedeute günstigeren Strom. Und das sei letztlich ein wichtiger Beitrag zur Sicherung des Industriestandorts Bayern und damit von Arbeitsplätzen.

Der anerkannte Energie-Experte von der OTH Regensburg, der Bundesregierung und EU-Kommission berät, war auf Einladung des SPD-Ortsvereins Burglengenfeld ins VAZ Pfarrheim gekommen. Sein Vortrag fand großes Interesse: Rund 160 Gäste kamen. Kein Wunder: Weg von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien: Eine enorme Transformation stehe Deutschland und Bayern bevor, das bewege die Menschen, so Landtagskandidat und SPD-Ortsvorsitzender Peter Wein.

Sohn eines Landwirts aus Niederbayern mit entsprechendem Dialekt, Realschule, erst Ausbildung im Elektrohandwerk, dann Abitur nachgeholt und studiert, Erfahrung in der Waldwirtschaft und auch beim Schlachten: Michael Sterner erzählt im VAZ zu Beginn aus seinem Leben. Er ist keiner, der sich für Klimaschutz auf die Straße kleben würde. Er sagt: „Aufm Land brauchst a Auto.“ Aber der Professor lässt gleichzeitig keinen Zweifel daran, dass es längst Zeit ist zum Handeln: Der menschengemachte Klimawandel verursache Katastrophen biblischen Ausmaßes. Allein in Deutschland seien daher seit dem Jahr 2000 Kosten in Höhe von rund 145 Milliarden Euro entstanden. Sterner sagt: „Kein Klimaschutz kostet mehr Menschenleben und Geld als Corona und jede Energiewende.“

Der Wissenschaftler, betont mit Blick auf Kohleabbau und Erdölförderung: „Die Wirtschaft ist und bleibt eine hundertprozentige Tochterfirma der Umwelt.“ Natur und Umwelt, das sei „die Grundlage, auf der alles aufbaut“. Sterner kennt die Landwirtschaft, er ist keiner, der Äcker und Wälder leichtfertig mit Windrädern oder PV-Freiflächenanlagen zubauen würde. Aber für ihn ist klar: Wind- und Solarkraft sind die kostengünstigsten Energiequellen bei zugleich geringstem Flächenverbrauch. Bayern habe genügend Potential an erneuerbaren Energien, um sich selbst zu versorgen. Investitionen in erneuerbare Energien vor Ort sicherten Arbeitsplätze und sorgten für regionale Wertschöpfung.

„In der Transformation zur Klimaneutralität liegen auch große wirtschaftliche Chancen für Deutschland. Innovative Technologien made in Germany können zum weltweiten Exportschlager werden“, sagt auch Holger Lösch. Sterner zitiert den stellvertretenden Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie um deutlich zu machen, dass er kein Verfechter politischer Ideologien ist. Im Gegenteil: „Ich habe kein Parteibuch.“ Es sei auch „egal, welche Regierung gerade dran ist“. Denn es sei im Grundgesetz verankert, dass der Staat in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen schütze. Klimaneutralität habe Verfassungsrang, leitet Sterner daraus ab. Und im Zuge der Transformation könnte eine Vielzahl neuer Arbeitsplätze entstehen.

Sterner räumt mit zahlreichen Vorurteilen gegenüber erneuerbaren Energien auf. Prominentestes Beispiel bei Thema Windkraft: Der viel zitierte Infraschall. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe habe 2021 einräumen müssen, 16 Jahre lang aufgrund eines Rechenfehlers Falschinformationen verbreitet zu haben. „Windkraft-Infraschall ist zu schwach, um Menschen zu schaden“, sagt Sterner unter Berufung auf die Universität Bayreuth. Die hatte Recht: Der damalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat sich im April 2021 für den Rechenfehler der Bundesbehörde entschuldigt.

Gerade wegen solcher Mythen, die sich hartnäckig halten, sei umfassende Bürgerbeteiligung bei Wind- und Solarprojekten nötig. Michael Sterner thematisiert das auch in seinem aktuellen Buch Buch „So retten wir das Klima – Wie wir uns unabhängig von Kohle, Öl und Gas machen“. Bei der SPD-Veranstaltung im VAZ verzichtete der Wissenschaftler auf ein Referentenhonorar, bat stattdessen um Spenden für ein gemeinnütziges Projekt in Kenia; finanziert werden Schulgebühren für arme Kinder und Klimaschutzmaßnahmen. In Burglengenfeld kamen exakt 1.195,43 Euro für den guten Zweck zusammen.

Nach dem Vortrag stellte sich Professor Sterner auch kritischen Fragen aus dem Publikum zu Windparks und PV-Freiflächenanlagen. „Diese Diskussion war uns angesichts der in Burglengenfeld geplanten Projekte wichtig“, sagte SPD-Stadtrat Michael Hitzek, der die Veranstaltung organisiert hatte.

Michael Sterner hat seine Folien zum Vortrag öffentlich zur Verfügung gestellt: https://syncandshare.lrz.de/dl/fi8uKmSx2DM17txK57BHbd/2023SternerBUL.pdf

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